Urinprobe

Je nach Fragestellungen bestehen verschiedene Anforderungen an die Gewinnung dieses speziellen Probenmaterials. Bei einem V.a. Zystitis z.B. empfiehlt sich Mittelstrahlurin, für den Nachweis intrazellulärer Bakterien wie Mykoplasmen/Ureaplasmen und Chlamydien ist hingegen die erste Urinportion mit den abgeschilferten Epithelzellen (Erststrahlurin) erforderlich.

Die Art der Probengewinnung sollte auf dem Überweisungsschein unbedingt vermerkt werden:

  • Erststrahlurin
  • Mittelstrahlurin
  • Katheterurin
  • Blasenpunktionsurin
  • 24 h-Sammelurin einschließlich Sammelmenge und Sammelzeitraum

Mit Ausnahme des 24 h-Sammelurins stehen bei der Untersuchung von Urin mikrobiologische Fragestellungen im Vordergrund. Für die labormedizinischen Analysen finden sich Angaben zur benötigten Urinprobe im LADR A-Z Leistungsverzeichnis.

Bei den mikrobiologischen Anforderungen gilt es in besonderem Maße, bei der Probennahme Kontaminationen zu vermeiden.

Der Patient sollte vor der Urinprobengewinnung über die Vermeidung von Kontaminationen (Genitalsekrete, Vaginalblut, Stuhl, Hände …) und über die Technik der Probengewinnung aufgeklärt werden.

Der sachgerechte Transport und die richtige Lagerung des Materials bei 4-8 °C bis zur zeitnahen Analyse reduzieren zusätzlich präanalytische Fehler. Morphologische Veränderungen des Sediments sind schon nach ca. 2 h zu beobachten, das Sediment sollte deshalb innerhalb von 2, spätestens 3 Stunden beurteilt werden.

Achtung: Proben für die Beurteilung des Harnsedimentes nicht einfrieren oder im Kühlschrank lagern (Ausfallen von Salzen!).

Die Verwendung von Urineintauchkulturen (z.B. Uricult®) wird wegen gravierender Nachteile bis auf wenige Ausnahmen in der S3-Leitlinie Harnwegsinfekte (AWMF 043/044) nicht mehr empfohlen:

  • keine Aussage über makroskopische und mikroskopische Beschaffenheit der Probe
  • antibakterielle Substanzen können nicht zuverlässig nachgewiesen werden
  • keine zuverlässige Keimzahlbestimmung möglich (konfluierende Kolonien; Vortäuschung hoher Keimzahlen durch wiederholte Benetzung durch Restflüssigkeit während des Transportes)
  • eingeschränkte Nachweisbarkeit von Erregern mit erhöhten Nährstoffansprüchen

Erststrahlurin

Indikation: V.a. sexuell übertragbaren Infektionen (STI, engl. für sexually transmitted infections), Zytologische Beurteilung

  • Urin möglichst frühestens 3 h nach der letzten Miktion gewinnen, bei kulturellem Erregernachweis möglichst vor einer Antibiotikatherapie (ggf. bereits verabreichtes Antibiotikum vermerken)
  • Hände und Genitalregion reinigen
  • erste Urinportion (5-10 ml) sammeln
  • restlichen Urin verwerfen
  • Für die zytologische Beurteilung ist eine Fixation in 50% Ethanol-Lösung oder 4% Formalin erforderlich.

Mittelstrahlurin

Indikation: V.a. Harnwegsinfektion

  • Urinabgabe frühestens 3-5 h nach der letzten Miktion, möglichst vor einer Antibiotikatherapie (ggf. bereits verabreichtes Antibiotikum vermerken)
  • Nach gründlicher Reinigung des äußeren Genitale mit Wasser sollte man den Urin ca. 3 Sekunden ablaufen lassen und dann, ohne den Harnstrahl zu unterbrechen, 10-20 ml in einem sterilen Gefäß auffangen.

Katheterurin

  • Einmal-Katheterisierung: Eine Katheterisierung zur Uringewinnung kann wegen des Risikos der Keimeinschleppung nicht routinemäßig empfohlen werden. Katheterurin frühestens 3-5 h nach der letzten Miktion entnehmen. Nach gründlicher Reinigung des äußeren Genitale werden 10-20 ml in einem sterilen Gefäß aufgefangen.
  • Dauerkatheter: Bei liegendem Dauerkatheter sollte der Urin nicht aus dem Auffangbeutel, sondern direkt aus dem Katheter (Punktion nach Desinfektion der Oberfläche) entnommen werden.
  • Bei Schwierigkeiten der kontaminationsfreien Uringewinnung oder fraglichen bakteriologischen Ergebnissen kann der Urin evtl. durch eine suprapubische Blasenpunktion gewonnen werden.

Blasenpunktionsurin

Die suprapubische Blasenpunktion wird bei gefüllter Blase und nach sorgfältiger Desinfektion unter sonographischer Kontrolle durchgeführt. Blasenpunktionsurin ist wegen des vergleichsweise geringen Risikos einer Kontamination sehr gut für die mikrobiologische Diagnostik geeignet.

24-Stunden-Sammelurin

Indikation: Beurteilung von Ausscheidung bzw. Verlust pro Tag.

Durch Analyse eines Aliquots des 24-Stunden-Urins werden tagesrhythmische und trinkmengenabhängige Schwankungen ausgeglichen. Diätvorschriften, die vor Beginn und während der Sammelperiode einzuhalten sind, finden sich bei den jeweiligen Analyten im LADR A-Z Leistungsverzeichnis.

  • Beginn der Sammelperiode, z.B. 7 Uhr morgens. Den ersten Morgenurin verwerfen.
  • Danach alle Urinportionen bis zum nächsten Morgen 7 Uhr einschließlich des Morgenurins sammeln – bitte eventuell benötigte Zugabe stabilisierender Zusätze (z.B. 9 ml konzentrierte Essigsäure („Eisessig“), 10 ml 25 %ige Salzsäure, 5 ml 10 %iger Thymollösung in 2-Propanol) beachten.
    (siehe auch LADR A–Z Leistungsverzeichnis).
  • Die Probe sollte kühl und dunkel in einem 2 l-Sammelgefäß aufbewahrt werden.
  • Die gesamte Urinmenge sollte nach Abschluss der Sammelperiode gut gemischt werden; die für die Analytik benötigte Teilmenge wird in das Labor geschickt.
  • Bitte immer die Gesamtsammelmenge und -dauer angeben.
Analyten im 24 h-Urin und benötigte Zusätze

ohne Zusätze

mit Säurezusatz

Albumin
Aldosteron
Amylase
Bence-Jones-Proteine
Chlorid
Cortisol
Drogen
Eiweiß
Harnsäure
Kupfer
Myoglobin
Osmolalität
Oxalsäure
pH
Porphyrine
Pyridinolin
Quecksilber

Calcium
Citrat
5-Hydroxyindolessigsäure
Katecholamine
Magnesium
Oxalsäure
Phosphat
Vanillinmandelsäure

 

mit NaF

ohne oder mit Säurezusatz

Galaktose

δ-Aminolävulinsäure
Creatinin
Natrium
Harnstoff
Glucose
Kalium
Porphobilinogen

mit Thymol

 

Xylose

 

Urinprobengefäße

Für die Urinprobengewinnung stehen unterschiedliche Gefäße zur Verfügung. Zu sehen sind Behälter für 24 Stunden Sammelurin, Urinbecher und Urinmonovette. 

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Stand: 26.02.2021