Jia X et al. Association of Long-term Change in N-Terminal Pro-B-Type Natriuretic Peptide With Incident Heart Failure and Death. JAMA Cardiol. 2023 Mar 1;8(3):222-230

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz-und Kreislaufforschung e.V. (2022) ESC Pocket Guidelines. Akute und chronische Herzinsuffizienz, Version 2021. Börm Bruckmeier Verlag GmbH, Grünwald.

Holak S et al. Positionspapier: Leitfaden zur Betreuung von Patienten mit Herzinsuffizienz: Wer macht was und wann? J KARDIOL 2023; 30 (1-2).

Luchner A et al. Improvement of the cardiac marker N-terminal- pro brain natriuretic peptide through adjustment for renal function: a stratified multicenter trial. Clin Chem Lab Med. 2010;48(1):121-8.

Januzzi JL et al. Use of amino-terminal pro-B-type natriuretic peptide to guide outpatient therapy of patients with chronic left ventricular systolic dysfunction. J Am Coll Cardiol. 2011 Oct 25;58(18):1881-9

Herzinsuffizienz in Sicht?! NT-proBNP als idealer „Lotse"

Der Biomarker NT-proBNP (N-terminales pro Brain natriuretisches Peptid) spielt eine wichtige Rolle bei der Früherkennung und Überwachung der Herzinsuffizienz bzw. kardiovaskulären Erkrankungen. Bei einer unklaren Dyspnoe mit unauffälligem NT-proBNP-Wert ist eine Herzinsuffizienz nahezu ausgeschlossen. Bei Patient*innen mit diagnostizierter Herzinsuffizienz kann die regelmäßige Messung der NT-proBNP-Werte zur Überwachung des Krankheitsverlaufs und zur Therapiekontrolle eingesetzt werden. Patient*innen ohne bislang klinische Herzinsuffizienz, aber mit wiederholt erhöht gemessenem NT-proBNP Wert ≥ 125 ng/l, haben ein ca. 2,4-fach erhöhtes Risiko für die Inzidenz einer Herzinsuffizienz (1).

Das NT-proBNP wird von den Herzmuskelzellen bei einer erhöhten Wandspannung als Reaktion auf eine Volumen- und Druckbelastung freigesetzt. Es erlaubt insbesondere bei einer unklaren akuten Dyspnoe den schnellen Ausschluss einer Herzinsuffizienz. Die aktuelle Leitlinie der Europäischen Fachgesellschaft für Kardiologie (ESC, European Society of Cardiology) empfiehlt daher bei Verdacht auf eine Herzinsuffizienz neben der klinischen Beurteilung und einem EKG die Bestimmung des NT-proBNPs. Bereits in der NYHA (New York Heart Association)-Klasse I (Patient*innen ohne klinische Symptome) deutet ein erhöhter NT-proBNP-Wert auf eine Herzinsuffizienz hin. Umgekehrt schließen Werte unterhalb des Cut-offs eine Herzinsuffizienz mit hoher Wahrscheinlichkeit aus.

Akute Herzinsuffizienz bei NT-proBNP <300 pg/ml (ng/l) unwahrscheinlich (Differentialdiagnose akute Dyspnoe)

Chronische Herzinsuffizienz bei NT-proBNP <125 pg/ml (ng/l) unwahrscheinlich (geeignet zur Früherkennung der Herzinsuffizienz)

Indikationen zur Bestimmung:

  • Screening bzw. Ausschluss einer Herzinsuffizienz
  • Abklärung einer unklaren Atemnot z.B. kardial vs. pulmonal
  • Therapiemonitoring einer bestehenden Herzinsuffizienz
  • kardiovaskulärer Risiko- bzw. Prognosemarker z.B. nach akutem Koronarsyndrom sowie Myokarditis und (dilatativer) Kardiomyopathie

In einer klinischen Studie wurde die Veränderung des NT-proBNPs im Verlauf bei insgesamt 9.776 Patient*innen gemessen (1). Auch der Zusammenhang zwischen Veränderungen der kardiovaskulären Risikofaktoren und der Veränderung des NT-proBNPs wurde untersucht. Die serielle Untersuchung des NT-proBNP-Wertes bei Patient*innen, bei denen zuvor noch keine Herzinsuffizienz diagnostiziert wurde, bietet eine gute Möglichkeit zur Risikostratifizierung: Bei einem auch im längeren Verlauf wiederholt erhöhten NT-proBNP ≥ 125 ng/l steigt das Risiko zur Entwicklung einer Herzinsuffizienz ca. um das 2,4-fache an (1).

Aufgrund der guten Korrelation mit dem Schweregrad der Herzinsuffizienz eignet sich die Bestimmung von NT-proBNP auch zur Steuerung der Therapie (Abbildung 1). Ein Anstieg der Werte kann beispielsweise darauf hinweisen, dass sich die Herzinsuffizienz verschlechtert und die Behandlung dementsprechend angepasst werden muss. Insbesondere bei bestehenden Herzerkrankungen ist NT-proBNP ein aussagekräftiger Biomarker für das Herz-Kreislauf-Risiko. Es steht in enger Verbindung zum NYHA-Stadium der Herzinsuffizienz, der linksventrikulären Pumpfunktion, der Myokarddicke, der Nierenfunktion und dem Blutdruck. Bei einer dekompensierten Herzinsuffizienz ist die Bestimmung des NT-proBNP-Wertes geeignet, einen möglichen Krankenhausaufenthalt vorherzusagen. Es eignet sich auch neben dem Troponin als unabhängiger Prognosefaktor bei akutem Koronarsyndrom.

Selbst bei Menschen ohne bekannte Herzprobleme, aber mit erhöhten Risikofaktoren, ist ein erhöhter NT-proBNP-Wert ungünstig und kann auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hinweisen. Darüber hinaus kann ein erhöhter Wert dazu beitragen, Risikopatient*innen zu identifizieren, bei denen eine frühzeitige herzschützende Therapie eine spätere Herzinsuffizienz verhindern kann. Insgesamt fasst dieser Biomarker die Aussagekraft mehrerer Risikofaktoren zusammen und ermöglicht eine umfassende Beurteilung des Herz-Kreislauf- und des Sterberisikos bei Menschen mit und ohne erkennbare Risikofaktoren. Randomisierte Studien haben gezeigt, dass eine auf NTproBNP basierende Therapie die Krankheitslast reduzieren kann.

Abbildung 1: Monitoring und Verlaufskontrollen der Therapie durch NT-proBNP
Die regelmäßige Messung des NT-proBNP-Spiegels kann frühzeitig eine Verschlechterung der kardialen Situation bei Patient*innen erkennen, die zu einer erneuten Hospitalisierung führen kann. Durch die Überwachung der NT-proBNP-Werte kann die Wirksamkeit der angewendeten Therapie beruteilt und ggf. angepasst werden, um eine Stabilisierung des Krankheitszustandes zu erreichen. Quelle: modifiziert nach Januzzi JL et al. 2011 (5)

Tabelle 1: Kontrolluntersuchungen bei Therapieeinstellung und Verlaufskontrollen (3)

Laborkontrollen   Creatinin/ Harnstoff Elektrolyte NT-proBNP Ferritin/ Transferrinsättigung HbA1C
Neueinstellung                alle 2-4 Wochen alle 2-4 Wochen alle 3 Monate 1x pro Jahr 1x pro Jahr
Stabile Krankheitsphase alle 3 Monate alle 3 Monate alle 3 Monate, mindestens alle 12 Monate 1x pro Jahr 1x pro Jahr

Für 30-50 % der Patient*innen mit NYHA-Klasse III-IV ist eine Herzinsuffizienz innerhalb eines Jahres nach der Diagnose potenziell tödlich. Eine frühzeitige Erkennung und optimierte Behandlung von Patient*innen mit einer Herzinsuffizienz kann dazu beitragen, den Krankheitsverlauf um Jahre zu verlangsamen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patient*innen zu verbessern.

Ein Positionspapier, das im österreichischen „Journal für Kardiologie“ veröffentlicht wurde, gibt Hinweise für die labormedizinischen Verlaufsuntersuchungen (3): Durch die regelmäßige Messung des NT-proBNP-Spiegels können (Haus-) Ärzt*innen in der Primärversorgung die Behandlung ihrer Patient*innen besser steuern und ggf. Anpassungen vornehmen, um die bestmögliche Therapie zu erzielen. Weitere Parameter wie Ferritin (gemeinsam mit CRP zum Ausschluss einer Pseudonormalisierung des Ferritins bei akuter Phase; siehe auch LADR informiert Nr. 346) und HbA1C sind ebenfalls zum Verlaufsmonitoring geeignet (Tabelle 1).

NT-proBNP wird hauptsächlich über die Nieren filtriert und dann im Urin ausgeschieden. Eine eingeschränkte Nierenfunktion führt daher zu einer verminderten Ausscheidung von NT-proBNP, was zu höheren Blutspiegeln führt. Das bedeutet, dass der NT-proBNP-Spiegel bei Patient*innen mit Nierenerkrankungen generell höher ist, unabhängig von einer Herzinsuffizienz (4). Das führt dazu, dass die Belastung des Herzmuskels bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung falsch eingeschätzt wird. Aus diesem Grund kann bei Patient*innen mit einer glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von weniger als 75 ml/min der gemessene NT-proBNP-Wert korrigiert werden, um eine korrekte Interpretation der NT-proBNP-Werte bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung zu ermöglichen. Bei einer NT-proBNP-Messung mit der Methode ECLIA (Diagnostik-Hersteller Roche) und einem eGFR-Wert von weniger als 75ml/min können wir ohne zusätzliche Kosten einen eGFR-korrigierten NT-proBNPWerte für Sie berechnen (siehe auch LADR informiert Nr. 363).

Abrechnungen

Parameter Material EBM GOÄ
Ziffern Ziffern € (1,15-fach)
NT-proBNP 1 ml Serum 32097 19,40 € 4069 33,52 €
Creatinin 1 ml Serum 32066 0,25 € 3585.H1 2,68 €
Ferritin 1 ml Serum 32325 4,20 € 3742 16,76 €
CRP 1 ml Serum 32460 4,90 € 3741 13,41 €
HbA1c 2 ml EDTA-Blut 32094 4,00 € 3561 13,41 €
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