Antibiotika ja oder nein? Procalcitonin und CRP als Entscheidungshilfe

Atemwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Gründen für Arzt-Patienten-Kontakte. Die Abgrenzung zwischen viralen und bakteriellen Infektionen stellt eine Herausforderung dar, da beide ähnliche Symptome aufweisen.

Es ist entscheidend, Patient*innen, die eine antimikrobielle Therapie bei bakteriellen Infektionen benötigen, schnell von denen zu unterscheiden, die eine virale Infektion ohne Antibiotikabedarf haben.

Schätzungen zufolge werden etwa 75% aller Antibiotikagaben bei Atemwegsinfektionen verabreicht. Um Resistenzentwicklungen möglichst zu vermeiden, sollten Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen eingesetzt werden. Entzündungsmarker wie Procalcitonin (PCT) und C-reaktives Protein (CRP) können eine rationale Antibiotikatherapie unterstützen.

Eine Studie in Norddeutschland mit 45 Praxen ergab, dass der Einsatz des Biomarkers Procalcitonin zu einer signifikanten Reduktion der antimikrobiellen Medikation um 41,6% führte. Ein PCT-Wert von weniger als 0,1 µg/l deutet auf eine sehr unwahrscheinliche bakterielle Infektion hin, weshalb von einer Antibiotikatherapie stark abzuraten ist. Es ist jedoch zu beachten, dass im Verlauf eines Entzündungsprozesses ein einmalig unauffälliger Biomarker-Wert eine bakterielle Infektion nicht ausschließt.

Die Bestimmung von Procalcitonin wurde unter der Ausnahmekennziffer 32004 aufgenommen und ist von der Berechnung des Wirtschaftlichkeitsbonus ausgenommen. Weitere ausführliche Informationen zur Bestimmung von PCT und Steuerung der Antibiotikatherapiedauer über PCT entnehmen Sie bitte unserem neuen LADR informiert „Procalcitonin und CRP: Differenzierung von Infektionen der Atemwege und Steuerung der Antibiotikatherapie“.