Beschreibung
Das Respiratorische Synzytialvirus, kurz RSV, beschäftigt in jeder Wintersaison die Kinder- und Hausärzte. Je kleiner der Säugling, desto größer die Gefahr für einen schweren Verlauf der durch RSV verursachten Atemwegsinfektion. Die besondere Immunpathophysiologie und die bis zu acht Tage währende Virusreplikation geht mit einer Obstruktion der kleinsten Atemwege einher, die zu einer erheblichen Atemnot des Säuglings führen kann – aber auch bei Erwachsenen mit Lungenerkrankungen. Eine antivirale oder auch nur eine effiziente symptomatische Therapie ist nicht bekannt. Diesem anhaltenden, das Gesundheitssystem weltweit belastendem Krankheitsbild der Allerkleinsten wurde vor 15 Jahren einer der ersten humanisierten monoklonalen Antikörper zur Reduktion schwerster Verläufe bei Früh- und Neugeborenen mit Vorerkrankungen, wie bronchopulmonaler Dysplasie oder Herzerkrankungen entgegengesetzt. Erste Impfstoffe in den 1970iger Jahren mit inaktivierten Viren hatten zu schwereren Verläufen bei den Geimpften geführt, so dass man zwar viel gelernt, aber nur wenig zur Bekämpfung/Therapie der RSV-Infektion entwickelte. Erst nach 2010 boomte plötzlich die Impfstoffentwicklung, die in klinischen Studien dann auch geprüft wurden. Nun wurde bereits ein langwirkender monoklonaler Antikörper für alle Säuglinge zugelassen ebenso wie aktive Impfstoffe für Senioren jenseits des 60. Lebensjahres und einer davon auch zur Immunisierung während der Schwangerschaft, um den Säugling in den ersten Lebensmonaten via diaplazentar übertragener maternaler Antikörper vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen. Während einige Fachgesellschaften Empfehlungen zur Anwendung geäußert haben, fehlt noch die Bewertung/Empfehlung der STIKO. Wie gehen wir nun in der Hausarzt-, Kinderarzt- und Gynäkologen-Praxis mit der Nachfrage nach den bereits zugelassenen Impfstoffen um? Wovor schützen sie wen? Welche Strategie in Bezug auf Schwangerschaft und Säuglingszeit könnte ggf. jahreszeitabhängig sinnvoll sein? Anhand der zahlreichen publizierten Studiendaten und Empfehlungen wird versucht, eine Orientierung und eine kritische Einschätzung zu geben.
