S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen Stand 12/2013. AWMF-Register Nr. 015/018.

Zeisler H et al. Predictive Value of the sFlt-1:PlGF Ratio in Women with Suspected Preeclampsia. N Engl J Med. 2016 Jan 7;374(1):13–22.

Duhig KE et al. Placental growth factor testing to assess women with suspected pre-eclampsia: a multicentre, pragmatic, stepped-wedge clusterrandomised controlled trial. Lancet 2019 May 4;393(10183):1807-1818.

Präeklampsie - sFlt-1/PlGF-Quotient hilft bei Vorhersage

Präeklampsie ist in den entwickelten Ländern eine der häufigsten Schwangerschaftskomplikationen. Die derzeitig einzige kausale Therapie für die werdende Mutter ist die vorzeitige Entbindung, die jedoch ein sehr hohes Sterblichkeitsrisiko für das Kind birgt.

Daher sind eine frühzeitige Diagnosestellung und eine genaue Prognose des Krankheitsverlaufs von großer Bedeutung. Bei einem niedrigen sFlt-1/PlGF-Quotienten kann eine Präeklampsie mit hoher diagnostischer Sicherheit kurzfristig ausgeschlossen werden. Ein hoher Wert des Quotienten deutet hingegen auf ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie hin.

Präeklampsie tritt bei 5–7% der Schwangeren auf und zählt in den Industrieländern zu den Hauptursachen mütterlicher Sterblichkeit. Ein Verdacht auf Präeklampsie besteht, wenn Hypertonie (≥ 140/90 mmHg) und Proteinurie (≥ 300 mg/24 h im 24-h-Sammelurin oder > 30 mg/mmol Protein/Kreatinin-Ratio im Spontanurin) nach der abgeschlossenen 20. SSW auftreten.

Des Weiteren weisen folgende Symptome auf die Entwicklung einer Präeklampsie hin:

  • Nierenfunktionseinschränkung
  • Leberbeteiligung
  • Lungenödem
  • hämatologische/neurologische Störungen
  • fetale Wachstumsretardierung

Diese Leitsymptome deuten zwar neben Kopfschmerzen, Unwohlsein, Augenflimmern oder Ödemen auf eine Präeklampsie hin, sind aber dennoch zu unspezifisch. Außerdem erschweren atypische Krankheitsverläufe eine eindeutige Diagnostik. Risikofaktoren der Präeklampsie sind u.a. das Antiphospholipid-Syndrom (APS), Autoimmunerkrankungen, ein Body-Mass-Index > 35 oder Diabetes mellitus.

Schwangere mit einer vorangegangenen Präeklampsie haben ein erhöhtes Wiederholungsrisiko von 11,5–27% (1). Bis heute bleibt die Entbindung die einzige kausale Therapie der Präeklampsie. Da u.a. aber die fetale Lungenentwicklung bei deutlich verkürzten Schwangerschaften noch nicht abgeschlossen ist, besteht ein sehr hohes Sterblichkeitsrisiko für das Kind (Mortalität bis zu 50%).

Die genaue Ursache der Präeklampsie ist noch nicht umfassend geklärt. Die unzureichende Vernetzung der Blutgefäße in der Plazenta scheint aber eine wichtige Rolle zu spielen, da Angiogenesefaktoren wie PlGF (placental growth factor) im Serum der Patientin vermindert bzw. die entsprechenden Antagonisten wie sFlt-1 (soluble fms-like tyrosin kinase-1) erhöht sind.

Der Quotient aus sFlt-1- und PlGF-Werten ermöglicht mit hoher Aussagekraft eine kurzfristige Vorhersage und das Monitoring in unklaren klinischen Situationen mit Verdacht auf Präeklampsie. Der sFlt-1/PlGF-Quotient kann einerseits die Entwicklung einer Präeklampsie mit hoher Zuverlässigkeit für eine Woche ausschließen und andererseits ihr Auftreten innerhalb der nächsten vier Wochen vorhersagen (2):

  • sFlt-1/PlGF-Quotient ≤ 38: Die Schwangere hat ein geringes Risiko für die Entwicklung einer Präeklampsie innerhalb einer Woche (negativer Vorhersagewert = 99,1%).
  • sFlt-1/PlGF-Quotient > 38: Die Schwangere hat ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Präeklampsie in den nächsten vier Wochen (positiver Vorhersagewert = 38,6%)

Neue klinische Studie zeigte, dass auch die isolierte PlGF-Bestimmung durch einen verminderten Wert die Diagnose einer Präeklampsie beschleunigen kann (3).

Voraussetzung für die Anforderung des sFlt-1/PlGF-Quotienten sowie der isolierten PlGF-Konzentration zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse ab der 24. SSW ist laut Bewertungsausschuss mindestens eines der folgenden Kriterien:

  • Eine fetale Wachstumsstörung,
  • ein neu auftretender oder bestehender Hypertonus,
  • ein auffälliger dopplersonografischer Befund der Aa. uterinae oder
  • ein Präeklampsie assoziierter organischer oder labordiagnostischer Untersuchungsbefund, welcher keiner anderen Ursache zugeordnet werden kann.

Abrechnung

Bei klinischen Indikationen sind Verlaufsuntersuchungen bis zu dreimal im Behandlungsfall abrechenbar.

Parameter Probenmaterial EBM GOÄ
Ziffer Ziffer € (1,15- fach)
PlGF (bei isolierter Anforderung) 2 ml Serum (gleich nach der Blutentnahme abzentrifugieren; bei 2–8°C 48 Stunden stabil) 32362* 19,40 € 4062 32,17€
sFlt-1/PlGF-Quotiente 32363* 62,25 € 2 x 4062 64,34€

* Die GOP 32362 und 32363 sind jeweils höchstens dreimal im Behandlungsfall berechnungsfähig und sind am Behandlungstag nicht nebeneinander berechnungsfähig. Für zunächst zwei Jahre sind diese Leistungen extrabudgetär.

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