S3-Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“. AWMF-Register Nr. 076-001. Stand 01.01.2021
Helander A, Böttcher M, Dahmen N and Beck O. Elimination Characteristics of the Alcohol Biomarker Phosphatidylethanol (PEth) in Blood during Alcohol Detoxification. Alcohol and Alcoholism, 2019, 54(3) 251–257

Alkoholkonsum und Alkoholsucht nachweisen mit PEth

Mit dem neuen direkten Zustandsmarker PEth verfügen Allgemein-, Arbeits- oder Betriebsmediziner sowie Gynäkologen über einen wichtigen Parameter zum Nachweis von riskantem Alkoholkonsum. In der umfangreich überarbeiteten 4. Auflage der Urteilsbildung in der Fahreignungsbegutachtung wurde PEth neu als Alkoholmarker aufgenommen.

Parameter zum Nachweis von Alkoholkonsum

Rund 18 % der Männer und 14 % der Frauen in Deutschland betreiben einen riskanten Alkoholkonsum. Für die Labordiagnostik des Alkoholkonsums stehen Ärzten diverse Parameter zur Verfügung.

Es wird zwischen direkten Markern wie PEth und Ethanol mit seinen Metaboliten sowie indirekten Zustandsmarkern wie Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT) oder Carbohydrat-defizientes Transferrin (CDT) unterschieden. Außerdem ermöglichen verschiedene klinische Marker eine präzise Diagnosestellung sowie Verlaufs- und Prognosebeurteilung.

Getränk      

Bier

0,25 l

4,8 Vol-% 10 g Ethanol

Glas Schnaps

3 cl

40 Vol-% 10 g Ethanol
Longdrink

6 cl

40 Vol-% 20 g Ethanol

Glas Wein

0,1 l 12 Vol-% 10 g Ethanol

Glas Sekt

0,1 l 11 Vol-% 10 g Ethanol

Biermixgetränk

0,33 l 2,4 - 5 Vol-% 6-12 g Ethanol

Hinweis für Ärzte: Die Ursachen für erhöhte Leberwerte sind vielfältig. Neben Medikamenten, Erregern wie Viren und Bakterien, dauerhaft fettreiche Ernährung oder Gallenwegs- und Gallensteinerkrankungen gehören auch Alkohol, Drogen und andere Suchtstoffe dazu.

Um Alkohol als mögliche (Mit-)Ursache auszuschließen bzw. zu bestätigen, kann die Analyse des PEth-Wertes hilfreich sein.

PEth zum Nachweis von Alkoholkonsum am besten geeignet

Die direkten Zustandsmarker PEth (Phosphatidylethanol) und EtG (Ethylglucuronid) lassen sich schon kurze Zeit nach Konsumbeginn nachweisen (s. Abb. 1). Sie werden zum Beleg eines chronischen Alkoholkonsums in der S3-Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ (Stand 01.01.2021) empfohlen (1). Ein Rückfall respektive Vollrausch lässt sich bis zu 36 Stunden über EtG und sogar bis zu 3 Wochen mittels PEth sicher belegen (Abb. 1).

PEth zum Nachweis von Alkoholkonsum bei Schwangeren empfohlen

Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann zu Fetalen Alkoholspektrumsstörungen (FASD) der Ungeborenen führen. Demzufolge kommen in Deutschland rund 12.000 Kinder mit irreparablen körperlichen und geistigen Schädigungen zur Welt.

Laut der Empfehlung in der aktualisierten S3-Leitlinie soll zum Nachweis von Alkoholkonsum bei Schwangeren besonders PEth im Blut eingesetzt werden. Denn der direkte Nachweis von Ethanol in Blut, Urin oder der Ausatemluft ist nur einige Stunden möglich und kann somit lediglich akuten Alkoholkonsum nachweisen.

Die Vorteile von PEth im Überblick

Die Bestimmung von PEth in der Routineanalytik bietet im Vergleich zu EtG einige Vorteile:

  • PEth hat eine deutlich längere Halbwertszeit (3,7-10,4 Tagen) als EtG (2-3 Stunden) (2). Somit lässt PEth eine Abschätzung des Konsumverhaltens zu (Tab. 2). Dabei handelt es sich aber um Richtwerte, die individuellen Werte können abweichen.
  • Durch den langsamen Abbau von PEth kann eine Trinkreduktion sehr gut überwacht und ein Absinken der Konzentration als Motivation für den Patienten dienen.
  • Einflussfaktoren wie Lebererkrankungen oder Hypertension haben keine Auswirkung auf die Bestimmung von PEth. Somit kann PEth auch bei Patienten mit Vorerkrankungen zuverlässig Alkoholkonsum nachweisen.
PEth-Konzentration Bewertung

< 20 ng/ml

Kein oder leichter Alkoholkonsum:
< 10 g reiner Alkohol (Abstinenz oder weniger als zwei alkoholische Getränke pro
Tag an mehreren Tagen die Woche)

20 – 200 ng/ml

Signifikanter Alkoholkonsum:

Frauen: 10 - 40 g Alkohol pro Tag
Männer: 10 - 60 g Alkohol pro Tag
(ca. 2-4 alkoholische Getränke pro Tag an mehreren Tagen die Woche)

> 200 ng/ml

Starker Alkoholkonsum:

Frauen: > 40 g Alkohol pro Tag
Männer: > 60 g Alkohol pro Tag
(mehr als 4 alkoholische Getränke am Tag an mehreren Tagen die Woche)

Nachweis von Alkoholkonsum mittels PEth – Diese Materialien eignen sich

PEth kann nicht im Urin nachgewiesen werden, dafür aber im EDTA-Blut (kein Vollblut!). Das Kapillarblut ist hierbei eine minimalinvasive Alternative für Urin.

Seit Kurzem kann Peth auch im Speichel detektiert werden. Die Konzentrationen und damit auch die Nachweis-fenster sind etwas kleiner, somit kann die Beurteilung nur qualitativ erfolgen. PEth im Speichel ermöglicht die innovative, patientenfreundliche Probennahme, um einen riskanten Alkoholkonsum zu detektieren.

Weitere Informationen zu PEth, auch im Vergleich zu anderen Alkoholmarkern, finden Sie in unserem LADR informiert „PEth – direkter Zustandsmarker für Alkoholsucht“.

PEth-Nachweis: Abrechnung

Die Direktmarker PEth und EtG werden in gleicher Weise abgerechnet:

Messung im Labor Material EBM GOÄ (1,15-fach)
    Ziffer Ziffer € 
PEth EDTA-Blut, Kapillarblut, Speichel 32314 51,90 4210 60,33
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