Hepatitis-B-Virus (HBV)
Erreger der Hepatitis B – Hauptkomplikation ist die Chronifizierung der Infektion (in Abhängigkeit vom Alter) bis hin zum Leberzellkarzinom.
Diagnostik
Bereits der Krankheitsverdacht ist nach § 6 IfSG namentlich an das zuständige Gesundheitsamt zu melden!
Welche Parameter? | Material | Hinweis | |
Überprüfung der Immunität | Anti-HBs (ggf. zusätzlich Anti-Hbc bei anamnes-tischem Hinweis auf durchgemachte Hepatitis B) | Serum | Anti-HBs-Bestimmung erst 3 bis 4 Wochen nach Impfung. |
V.a. akute Infektion (Inkubation 60-120 T.) | HBsAg, Anti-HBc bei pos. | Serum, EDTA-Blut | Bei Erstdiagnose einer HBV-Infektion sollten Koinfektionen (HIV, HCV, HDV) und ggf. die Hepatitis-A-Immunität (Impfung?) abgeklärt werden. |
Vor Impfung | Anti-HBc | Serum | Sinnvoll bei Risikopatienten, Pat. aus Hochendemiegebieten, anamnestischem Hinweis auf durchgemachte Hepatitis B. |
Screening Schwangere | HBsAg (nach der 32.SSW) | Serum | Bei pos. HBsAg auch HBV-DNA-Bestimmung sinnvoll. |
Nach Nadelstichverletzung | Sofortige Anti-HBs-Testung | Serum | Mehr Informationen |
Verlaufskontrollen |
|
| Intervalle abhängig vom klinischen Bild. |
bei akuter Hep. B | Anti-HBs/ HBsAG bis zur Serokonversion | Serum | Alle 3 bis 12 Monate, bei fehlender Serokonversion nach 12 Monaten HBV-DNA |
bei chron. Hep. B ohne Therapie | HBeAg, HBsAg: wenn neg, | Serum, EDTA-Blut | Alle 3 bis 12 Monate, ggf. AFP-Bestimmung |
bei chron. Hep. B unter Therapie | HBeAg, HBsAg: wenn neg., | Serum, EDTA-Blut | Ak-Bestimmung alle 3 Monate, |
Vor immunsuppressiver Therapie | Bestimmung von Anti-HBc, | Serum | Bei positivem HBcAk (auch ohne HBsAg) HBV-DNA zum Ausschluss einer okkulten Hepatitis-B-Infektion. |
Nadelstichverletzung
Empfehlungen zum Vorgehen nach Nadelstichverletzung:
Übertragung
Die Übertragung des Virus erfolgt parenteral durch sexuelle Übertragung oder Blut/ Blutprodukte. Patienten sind unabhängig von den Symptomen prinzipiell so lange ansteckungsfähig wie HBV-DNA, HBsAg oder HBeAg nachweisbar sind. Die Ansteckungsfähigkeit hängt dabei von der Virämie und der Art des Kontaktes ab.
Therapie
Die akute Hepatitis B beim Erwachsenen heilt in 95-99% der Fälle spontan aus, so dass eine antivirale Therapie i.d.R. nicht indiziert ist. Eine Ausnahme kann die in ca. 0,5% der Fälle bei Erwachsenen auftretende fulminante Hepatitis darstellen (Einschränkung der Lebersynthese mit Verlängerung der Prothrombinzeit und Abfall des Quick-Wertes <50%).
Alle Patienten mit chronischer Hepatitis B (lt. Definition länger als 6 Monate bestehende HBV-Infektion mit HBsAg-Nachweis) sind grundsätzlich Kandidaten für eine antivirale Therapie. Bei der Indikationsstellung sollten die Virämie (≥ 2000 IU/ml), die Transaminasenaktivität und die Entzündungs- und Fibroseaktivität in einer evtl. durchgeführten Leberbiopsie berücksichtigt werden.
Immunität
Eine durchgemachte Infektion hinterlässt in der Regel lebenslange Immunität. Reaktivierungen sind aber unter starker Immunsuppression möglich.
Meldepflicht
- Es besteht eine Arztmeldepflicht nach IfSG bei Verdacht, Erkrankung und Tod an akuter Virushepatitis (an das zuständige Gesundheitsamt).
- Für den Nachweis von HBV (indirekt oder direkt) besteht eine Labormeldepflicht nach IfSG.
Impfempfehlungen
- Zur Prophylaxe existiert eine aktive Immunisierung.
- Eine postexpositionelle Prophylaxe bei nichtimmunen Personen ist mit einem spezifischen Hyperimmunglobulin möglich.
- Hinweis: Kombinationsimpfung mit Hepatitis A möglich!
Schwangere
Eine Hepatitis-B-Infektion der Mutter kann perinatal auf das Kind übertragen werden. Die vertikale Transmissionsrate kann durch eine aktiv-passive Immunisierung der Neugeborenen innerhalb von 12 Stunden nach der Entbindung (abhängig von der Viruslast der Mutter) deutlich reduziert werden. Da bei Neugeborenen, die eine HBV-Infektion haben, die Infektion in bis zu 90% der Fälle chronisch verläuft ist die Diagnostik Schwangerer bedeutend. Im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinie ist ein HBsAg-Screening vorgesehen. Dies sollte nach der 32. SSW, möglichst nahe am Geburtstermin, durchgeführt werden.
Immunsupprimierte
- Bei Immunsupprimierten verläuft eine Infektion mit Hepatitis B zu 30 bis 90% chronisch.
- Unter starker Immunsuppression besteht das Risiko einer Reaktivierung einer durchgemachten HBV-Infektion. Daher sollte vor immunsuppressiver Therapie idealerweise eine Testung auf Anti-HBc, HBsAg und Anti-HBs erfolgen. Bei Anti-HBc-positiven Patienten sollte unabhängig vom HBsAg-Ergebnis die DNA mitbestimmt werden, um eine okkulte HBV-Infektion auszuschliessen und unter immunsuppressiver Therapie sollten dann engmaschige Verlaufskontrollen der HBV-DNA erfolgen.
- Bei Immunsupprimierten und Dialysepatienten ist die Gabe einer erhöhten Impfdosis sinnvoll. Eine Kontrolle des Impferfolges sollte durchgeführt werden. Da bei durchgeimpften Dialysepatienten HBV-Infektionen beobachtet wurden, sollte der Impftiter jährlich überprüft werden und bei Abfallen des Anti-Hbs-Titers unter 10 IU/ml sollte eine Auffrischimpfung durchgeführt werden. Dieses Vorgehen wird auch für andere immunsupprimierte Patienten empfohlen.