Treponema pallidum (Syphilis, Lues)

Die Zahl der Neuerkrankungen nimmt wieder zu, besonders im Bereich HIV-infizierter homosexueller Männer.

Diagnostik

Indikation

Symptomatik

Labor-Diagnostik

Hinweis

V.a. Infektion

Z.B. schmerzloses Ulkus an der Eintrittspforte mit regionaler Lymphadenopathie, unspezif. Allgemeinsymptome mit Syphiliden (Exantheme und Enantheme ohne Juckreiz), Hautveränderungen, kardiovaskuläre Veränderungen

Lues-Suchtest (Serum),
bei Reaktivität weitere Abklärung mittels Blot, TPPA, Cardiolipin-Reaktion

 

V.a. Neurosyphilis

Syphilitische Meningitis, meningovaskuläre Syphilis, Tabes dorsalis (heute selten), progressive Paralyse

Lues-Suchtest (Serum),
nur wenn pos. Ak-Index (Liquor-Serum-Paar)

Alleinige Serum-Untersuchung genügt bei klinischem Verdacht zum Ausschluß!

Verlaufskontrollen

Bei Erstinfektion 2 bis 4 Wochen nach Abschluss der Antibiotikatherapie, dann in 3-monatigen Intervallen im ersten Jahr

Cardiolipin-Reaktion, TPPA, Lues-IgM-Ak

 

Screening

Schwangere

Im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinien zu einem möglichst frühen Zeitpunkt

Lues-Suchtest (Serum)

Im Mutterpass wird nur die Durchführung des Tests dokumentiert.

HIV-Infizierte

1.   Bei Erstdiagnose
2.   Bei sexuell aktiven Patienten   
      mindestens jährliche Kontrolle

Lues-Suchtest (Serum)

 

Übertragung

T. pallidum wird am häufigsten durch sexuelle Kontakte übertragen. Möglich ist auch eine Übertragung durch Mikroläsionen in Haut und Schleimhaut, sowie diaplazentar. Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner führt in Abhängigkeit von dessen Erkrankungsstadium zu einer Infektion.

Vorgehen bei Kontaktpersonen

Zur Unterbrechung der Infektionsketten ist die Information der Sexualpartner wichtig. Bei Diagnosestellung einer primären Syphilis gelten alle Sexualpartner der letzten 3 Monate als Ansteckungsquellen bzw. als möglicherweise durch den Patienten infiziert. In späteren Stadien dehnt sich dieser Zeitraum auf die vergangenen 2 Jahre aus.

Empfohlenes Vorgehen (lt. Leitlinie):

  • Klinische Untersuchung und Serodiagnostik (ggf. inkl. IgM-Nachweis)
  • Serologische Verlaufskontrollen bei seronegativen Patienten nach 6 Wochen und 3 Monaten
  • Vorsorgliche Therapie empfohlen, wenn serologische Verlaufskontrolle bei potentiell Infizierten nicht gewährleistet sind

Meldepflicht

Es besteht nach IfSG eine nichtnamentliche Labormeldepflicht an das RKI bei Nachweis einer akuten oder zuvor nicht bekannten Infektion.

Therapie

Mittel der Wahl in allen Erkrankungsstadien ist Penicillin. Als Alternative bei Penicillinallergie kommen je nach Krankheitsstadium und Begleitumständen (Schwangerschaft, Neugeborene, Neurosyphilis etc.) Doxycyclin, Tetrazyklin, Ceftriaxon oder Erythromycin in Frage.

Eine häufige Nebenwirkung der antibiotischen Therapie der Syphilis ist die Jarisch-Herxheimer-Reaktion, deren Symptome durch den raschen Zerfall der Erreger entstehen:

  • 2 bis 8 Stunden nach Therapieeinleitung
  • Zunahme, Intensivierung oder Neuauftreten von Exanthemen
  • Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen
  • Prophylaxe/ Therapie: Glukokortikoide

Immunität

Eine durchgemachte Infektion hinterlässt keine Immunität.

Schwangere

Häufigkeit

  • Auf Grund des Screenings im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinien ist eine konnatale Syphilis sehr selten geworden (in Deutschland: 2 gemeldete Fälle in 2008 und 3 gemeldete Fälle in 2009).
  • Übertragung von einer infizierten Schwangeren auf das ungeborene Kind ist in jeder Phase der Schwangerschaft möglich
  • Diaplazentare Übertagungsrate ist umso höher, je kürzer die Dauer der mütterlichen Infektion ist (bei Infektion in der Schwangerschaft Übertragungsrate bei nahezu 100%)

Was kann man tun?

Bei fehlender Therapie versterben 30 bis 40% der intrauterin infizierten Kinder kurz nach oder schon vor der Geburt (Abort, Totgeburt). Ein großer Teil der geborenen Kinder ist bei Geburt zwar unauffällig, erkrankt dann aber in einem Zeitraum von 8 Monaten mit diversen Symptomen an verschiedenen Organsystemen.

Erkrankte Schwangere müssen deshalb möglichst frühzeitig erkannt werden (Screening mittels Lues-Suchtest im Rahmen der Mutterschaftsrichtlinien), um eine behandlungsbedürftige Infektion antibiotisch zu therapieren   in der Schwangerschaft und ggf. beim Neugeborenen

HIV-Patienten

  • Syphilis tritt als Koinfektion bei HIV-Infizierten auf, Inzidenzen in den letzten Jahren gestiegen (insbesondere in der Gruppe homosexueller Männer).
  • Krankheitsverlauf von HIV-Infektion und Syphilis beeinflussen sich gegenseitig negativ
  • HIV-Infizierte Syphilispatienten erkranken häufiger an einer Neurosyphilis.

Bei Erstdiagnose einer HIV-Infektion sollte auch eine Luesserologie durchgeführt werden. Zudem wird bei sexuell aktiven HIV-Infizierten eine mindestens jährliche Kontrolluntersuchung empfohlen. In Abhängigkeit der Anzahl der Sexualpartner können auch kürzere Kontrollintervalle sinnvoll sein.

Mehr Infos: 

LADR-Analyse
RKI-Ratgeber: Syphilis
Referenzlabor/Konsiliarlabor
AWMF Leitlinie

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