Immunphänotypisierung

Die durchflusszytometrische Immunphänotypisierung einzelner Zellen in heterogenen Zellsuspensionen mittels Durchflusszytometrie ist eine zuverlässige Technik für die quantitative Charakterisierung von Zellen des Immunsystems und hämatopoetischer Zellen im Blut, Knochenmark und anderen Körperflüssigkeiten. Die Zellen werden hierbei in ihrem Immunphänotyp auf Grundlage der Koexpression von Antigenen mit fluoreszenzmarkierten monoklonalen Antikörpern identifiziert. Dies erlaubt die Erkennung spezifischer Subpopulationen von Lymphozyten, klonaler Expansion bei Leukämien oder Lymphomen sowie die differenzielle Untersuchung der Leukozyten des Blutes.

zellulärer Immunstatus

Der »zelluläre Immunstatus« wird in der klinischen Praxis für die Verlaufsuntersuchung der HIV-Infektion und die Diagnostik weiterer Immundefekte eingesetzt. Er beinhaltet die quantitative Bestimmung folgender Lymphozytensubpopulationen: T-, B-, aktivierte T-, T-Helfer-, zytotoxische T- und NK-Zellen. Weitere Marker auf Anfrage.

Indikation

Verlaufsuntersuchung und Therapiesteuerung bei HIV-Infektion, Ausschluss und Differenzialdiagnostik von kongenitalen und erworbenen Immundefekten, Therapieüberwachung und Monitoring von immunsupprimierten und transplantierten Patienten.

Material

2 mL EDTA-Blut

Hinweis zum Material:

Einsendung der Probe ins Labor bitte am Entnahmetag (Mo-Do)

Bisset LR, Lung TL, Kaelin M, Ludwig E, Dubs RW. Reference values for peripheral blood lymphocyte phenotypes applicable to the healthy adult population in Switzerland. Eur J Haematol 2004; 72: 203-12.

Für die HIV-Infektion liegt ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Absolutzellzahl der CD4+Lymphozyten und dem Überleben vor. Unterhalb einer CD4+Lymphozytenkonzentration von 200/µL wird unabhängig von der Zahl der HIV-RNA-Kopien die Durchführung einer antiretroviralen Therapie empfohlen.

Eine ausgeprägte Reduktion der B-Zellkonzentration (< 1 %) spricht in Abwesenheit einer B-Zell-wirksamen Immunsuppression oder Chemotherapie für eine Agammaglobulinämie.

Ausgeprägte Veränderungen der CD4/CD8-Ratio mit gleichzeitiger Expression von Aktivierungsantigenen (z.B. HLA-DR, CD25, CD38, CD69, CD71, CD134, CD154) sprechen für eine virale Infektion oder Abstoßungsreaktion.

Im Rahmen des Transplantationsmonitorings korreliert die Absolutkonzentration der T-Zellen des Blutes mit dem Ausmaß der Immunsuppression. Eine Aktivierung des Immunsystems im Rahmen einer Abstoßungsreaktion oder Infektion kann nur im Verlauf beurteilt werden.

Die Konzentration der CD4+T-Helfer-Zellen ist bei asymptomatischen Patienten mit HIV-Infektion der entscheidende Parameter für die Steuerung der antiretroviralen Therapie – noch vor der Bestimmung der HI-Viruslast. Die CD4+Zellzahl und die Expressionsdichte des Aktivierungsantigens CD38 auf CD8+T-Zellen sind darüber hinaus unabhängige prognostische Verlaufsparameter für die HIV-Infektion.

Immunphänotypisierung von Leukämien und Lymphomen

Die durchflusszytometrische Immunphänotypisierung erlaubt eine sichere Linienzuordnung und Beschreibung des Reifungsstadiums hämatopoetischer Zellen unabhängig von ihrem Differenzierungsgrad. Über die Analyse reifungsabhängiger Koexpressionsmuster von Antigenen können klonale Expansionen von Zellen erkannt und für Verlaufsuntersuchungen in ihrem aberranten Antigenmuster beschrieben werden.

Hochauflösende Multiparametertechniken erlauben die Erkennung auch kleiner Subpopulationen maligner Zellen und sind damit in der Differenzialdiagnostik von Zytopenien oder in Verlaufsuntersuchungen auch unabhängig vom morphologischen Nachweis einer Expansion von Blasten oder lymphatischen Zellen diagnostisch informativ.

Bei akuten Leukämien, myelodysplastischen Syndromen, Non-Hodgkin-Lymphomen und klonalen Gammopathien sowie der Mastozytose sind immunologische Charakteristika von Zellen Bestandteil von prognostisch und/oder therapeutisch relevanten Klassifizierungssystemen. Darüber hinaus dient der Nachweis spezifischer Rezeptoren der Auswahl rezeptorgerichteter therapeutisch eingesetzter Antikörper.

Indikation

Primärdiagnostik und Verlaufsbeurteilung von akuten Leukämien;

Diagnostik und Verlaufsbeurteilung von Myelodysplasien mit unklarem zytogenetischem oder morphologischem Phänotyp sowie des Blastenschubs bei myeloproliferativen Erkrankungen; Differenzialdiagnostik von Zytopenien; Differenzialdiagnostik, Staging und Verlaufsbeurteilung von lymphoproliferativen Erkrankungen; Indikationsstellung der Therapie mit rezeptorgerichteten Antikörpern

Material

4 mL EDTA-Blut oder EDTA-Knochenmarksblut

Hinweis zum Material:

Für Knochenmarksblut Probenahme-Set Hämatologie/Onkologie (Best.-Nr.: 107465) anfordern. Eine Untersuchung ist in Abhängigkeit von der Zellzahl auch für andere Körperflüssigkeiten wie Aszites, Pleurapunktat oder Liquor sowie Lymphknoten nach Zellvereinzelung möglich.

Referenzbereich

Im Mittelpunkt der Beurteilung stehen die qualitative Beschreibung des antigenen Musters und die numerische Quantifizierung einer als aberrant identifizierten Knochenmarkspopulation. Für die Definition von laborunabhängigen Referenzintervallen sind die Methoden nicht hinreichend standardisiert.

Hinweis

Nach Chemotherapie regenerierendes Knochenmark weist veränderte Anteile von Vorläuferzellen und Blasten auf. Das Therapieintervall muss in der Interpretation berücksichtigt werden. Die Therapie mit rezeptorgerichteten Antikörpern, wie z.B. CD20-gerichtetes Rituximab, kann in Abhängigkeit des verwendeten diagnostischen Antikörpers zur fehlenden Erkennung der Zielstruktur führen. Bei klonalen Gammopathien kann ein Exzess von klonalen Leichtketten bei ungenügendem Waschen zu Schwierigkeiten in der richtigen Erkennung der Leichtkettenrestriktion führen. Die Erkennung von fragilen Zellpopulationen kann in nativem Material bereits innerhalb von 24 Stunden eingeschränkt sein.

Immunphänotypisierung broncho-alveolärer Lavageflüssigkeit

Die Bestimmung von CD4+und CD8+ Lymphozyten in broncho-alveolärer Lavageflüssigkeit ist in der Differenzialdiagnostik von interstitiellen Lungenerkrankungen, insbesondere in der Diagnostik der Sarkoidose, von Bedeutung.

Hinweis

zusätzlich: Lymphozytenvitalität, Erythrozytenkontamination, Zytologie

Indikation

Differenzialdiagnostik interstitieller Lungenerkrankungen

Material

Bronchiallavage ohne Zusätze

Hinweis zum Material:

Einsendung der Lavage in Polypropylengefäßen (Best.-Nr.: 109062) am Entnahmetag (Montag bis Donnerstag)

Referenzbereich

siehe Befundbericht

Die Untersuchung der broncho-alveolären Lavageflüssigkeit erlaubt die Differenzialdiagnose und die Analyse der Aktivität von interstitiellen Lungenerkrankungen. Im Mittelpunkt steht hierbei die Differenzierung von neutrophilen Granulozyten, Lymphozyten, einschließlich der Subpopulationen von CD4+ und CD8+T-Zellen, eosinophilen Granulozyten und Makrophagen.

Bei der Analyse der broncho-alveolären Lavageflüssigkeit ist eine Sarkoidose durch eine Alveolitis mit einer T-Helfer 1 Antwort gekennzeichnet, bei der CD4+ Lymphozyten und aktivierte Makrophagen in der Lunge akkumulieren. Ein erhöhter CD4/CD8-Quotient (> 1,5 bzw. > 3,5 beim Raucher) stützt die Diagnose einer Sarkoidose. Lediglich die Hälfte aller Patienten mit Sarkoidose weist jedoch einen erhöhten CD4/CD8-Quotienten auf, so dass die Sensitivität der Untersuchung gering ist.